Behind the scenes: Katia über den Alltag als Mutter und Gründerin

Anlässlich des 8. März schreibt Blue Farm Gründerin Katia über ihre Erfahrungen und Wünsche als Mutter, Geschäftsführerin und - nicht zuletzt - Katia selbst:

 

Es ist Weltfrauentag, ein Tag, an dem weltweit auf die Gleichstellung der Geschlechter aufmerksam gemacht wird. Zudem wird unser Sohn morgen 17 Monate alt und neuer Nachwuchs ist bereits unterwegs. Für mich Anlass genug, um zu reflektieren, wie ich das letzte Jahr als Gründerin und Mutter wahrgenommen habe, nachdem ich nach meinem Mutterschutz wieder auf der Farm voll aktiv war (mein Sohn war damals knapp 3 Monate alt).

 

Gründung mit Kind, geht das?

Wie oft ich (sowohl von Männern als auch Frauen) gefragt worden bin: “Gründung mit Kind, geht das?", “Aber was ist denn dann mit Blue Farm, wenn dein Kind da ist?” oder “Wissen eure Investoren davon?” (Lustig, mein Mann hat diese Frage als Gründer kein einziges Mal gestellt bekommen 🤔)

 

Ob Gründen mit Kind als Mutter geht, ist recht einfach beantwortet: Ja! Schließlich hat sich nichts an meiner Kompetenz als Gründerin geändert. Die Fragen zielen ja eher auf die Annahme ab, dass mir als (werdende) Mutter die Zeit fehlt, mich mit Kind um mein Unternehmen zu kümmern

 

Daher finde ich nicht die Frage nach der Vereinbarkeit von Gründen mit Kind spannend, sondern viel mehr: “Was bedeutet Gleichberechtigung als Eltern in einer Partnerschaft und wie werde ich von der Gesellschaft dabei unterstützt, schnellstmöglich in meinen Beruf zurückzukehren?“.

(Hier im Bild mit Blue Farm Co-Founder Phil)

 

 

Was bedeutet Gleichberechtigung für mich in meiner Partnerschaft?

Für mich persönlich bedeutet Gleichberechtigung in einer Partnerschaft nicht “wir teilen alles 50/50 auf - ob Finanzen, Kinderbetreuung, Haushalt, usw”. Für mich bedeutet Gleichberechtigung viel mehr, als Team zu agieren und gleichermaßen die Wünsche, Bedürfnisse und Ziele des Partners im Leben anzuerkennen. Und das kann im Kontext von Kindern sein, dass beide ihre beruflichen Ambitionen nicht zurückschrauben wollen, aber genauso gut, bewusst den Wunsch zu äußern, als Vollzeitmami oder -papi für die Family da zu sein. You do you!

(Hier im Bild mit Sohn Enno)

 

Wie haben wir für uns als Paar Gleichberechtigung definiert? 

Mein Mann und ich teilen die gleichen Vorstellungen von beruflicher und familiärer Vereinbarkeit. Für uns war ab unserem Kinderwunsch klar: Wir wuppen das gemeinsam. Denn jeder von uns hat ganz klar den Wunsch geäußert, sich sowohl um unseren Sohn, als auch um unsere Firmen gleichermaßen kümmern zu können.

 

Wie funktioniert das in der Praxis?

Leider ist die Betreuungssituation in Deutschland mit einem Kind <1 Jahr recht limitiert. Wir haben zunächst mit dedizierten Time Slots gearbeitet, in denen jeder in Ruhe seinen täglichen Meetings und Aufgaben nachgehen konnte, ohne gestört zu werden. 

Zudem haben mein Mann und ich im ersten Lebensjahr unsere Sohnes immer wieder aus eigenen Mitteln Betreuung finanzieren müssen, da wir kein Elterngeld durch unsere Vollzeitjobs erhalten haben und man nach wie vor Elterngeld nicht für Betreuungszwecke nutzen darf. Für mich unverständlich, da wir beide mit unseren Jobs Arbeitsplätze schaffen, ins System einzahlen und mit dem umgewandelten Elterngeld auch wieder einen weiteren Arbeitsplatz schaffen könnten.

 

Seitdem mein Sohn 10 Monate ist, geht er mit großer Freude in eine Berliner KiTa. Wie so viele Eltern haben wir die Erfahrung gemacht, dass die KiTa-Platz Suche einfach eine riesige Herausforderung war und wir 30 KiTas in unserem Umfeld persönlich angehen mussten, um 1 Zusage zu erhalten! Zudem kommt es immer zu Ausfällen bei der Betreuung, da ein enormer Personalmangel herrscht. Hier würden wir uns von Herzen wünschen, dass die wahnsinnig tolle Arbeit von Erzieher*innen sowohl monetär als auch gesellschaftlich mehr wertgeschätzt wird.

 

Trotz einiger Hürden im vergangenen Jahr ziehe ich für mich das Resümee: Mir gibt unser Eltern-Setup genau das Beste aus beiden Welten - die Vereinbarkeit zwischen Beruf(ung) und Muttersein. Und das geht weder auf Kosten unseres Sohnes noch auf die unserer Unternehmen. Ganz im Gegenteil: Unser Sohn profitiert stark davon, Mama und Papa gleich auf an seiner Seite zu wissen. Und Blue Farm erfreut sich über noch mehr Fokus und Entscheidungsfreudigkeit meinerseits.

 

Mein Wunsch für die Zukunft

Am Ende sollte jedes Mitglied einer Familie bzw. Elternteil, unabhängig des Geschlechts, selbst entscheiden können, wie Kind und Job für sie vereinbar sind. Da in diesem Bereich noch immer strukturelle Ungleichheit herrscht und viele Frauen gar nicht die Möglichkeit haben, überhaupt über Gründung mit oder ohne Kind nachzudenken, wäre es umso wichtiger, neue Konzepte zur Kinderbetreuung vorzulegen. Ich würde mir wünschen, dass die Kleinkindbetreuung stärker gefördert wird und das Berufsbild als Erzieher*in so attraktiver wird.

  

 

Behind the scenes: Katia über den Alltag als Mutter und Gründerin