Blue Farm Gründer Philip im Gespräch über die Food Trends 2022

Jedes Jahr zeichnen sich neue Food-Trends ab, die beeinflussen oder abbilden, wie und was wir essen, aber auch wie die Produktion unserer Lebensmittel aussieht, welche Inhaltsstoffe bevorzugt werden und unter welchen Bedingungen das Essen, welches auf unserem Tisch landet, eigentlich zu uns kommt. 

Wenn sich in den letzten Jahren in Sachen Ernährung etwas maßgeblich verändert hat, dann ist es wohl das Mindset der Konsumenten und der Gesellschaft als Ganzes. Neben dem Wandel zu mehr pflanzlicher Ernährung, steht auch ein bewusster Lebensmittelkonsum hoch im Kurs, indem sich die Menschen mehr damit beschäftigen, welche Lebensmittel ihnen tatsächlich gut tun oder zu ihrem Wohlbefinden und ihrer Gesundheit beitragen.

Zudem hat auch die Corona-Pandemie Spuren in uns hinterlassen und ebenso maßgebliche gesellschaftliche und industrielle Veränderungen in der Ernährungsindustrie angestoßen. 
Die Erfahrungen während der Pandemie und den Lockdowns haben unser altes Konsumverhalten völlig verändert und neue Kundenbedürfnisse und Märkte haben sich daraus entwickelt. Vielmehr als früher gilt nun die Devise, umsichtiger zu sein für ein Leben mit neuen Regeln, Werten und veränderten Strukturen.

Daher ist es jetzt besonders wichtig und spannend, zu beobachten und einzuschätzen, was sich verändern wird und welche Entwicklungen bleiben werden. Blue Farm Co-Gründer Philip berichtet, welche spannenden Food Trends er für das Jahr 2022 antizipiert.


Die 6 wichtigsten Food Trends 2022 im Überblick

1. Zero/Low Waste
So lautet das Motto des nachhaltigen Konsumierens von Morgen. Wichtige Treiber für das Einsparen oder Wiederverwerten/Recyceln von Müll sind vor allem die Cradle-to-Cradle-Philosophie (eine durchgängige und konsequente Kreislaufwirtschaft von der Ressourcenbeschaffung bis hin zur Weiterverwertung der Produktbestandteile) und die sich weiterentwickelnde Sharing Economy (Tauschwirtschaft und gemeinschaftliche Nutzung von Waren oder Dienstleistungen durch Mieten, Leihen oder Teilen). 
Bei Blue Farm nehmen wir diesen Trend bereits sehr ernst und haben daraus sogar die Grundidee für unsere Oat Base entwickelt. Unser maßgebliches Ziel bei Blue Farm ist es, unnötigen Verpackungsmüll massiv einzusparen und arbeiten mit äußerst effizienten Packmaßen, um mit unseren Verpackungen so wenig Müll wie möglich entstehen zu lassen. Wir arbeiten zudem mit mittlerweile über 60 Unverpacktläden in ganz Deutschland zusammen, damit unsere Kunden Müll gänzlich vermeiden können.

 

2. Real Omnivore - Vielfalt für mehr Genuss und Verantwortung
Die Klimakrise ist mittlerweile im Bewusstsein der meisten Menschen angekommen. Nachhaltiger zu essen und dabei auch Ressourcen zu sparen wird immer wichtiger. Die Nachfrage nach regional produzierten Lebensmitteln steigt weiter, was wir auch bei Blue Farm deutlicher spüren. Künftig geht es den Menschen also nicht mehr nur um die eigene gesunde Lebensweise, sondern auch um eine gesamtgesellschaftliche, bewusste und verantwortungsvolle Esskultur, damit unser Planet auch zukünftig eine lebenswerte Basis bleibt.
Der Anteil an Menschen, die sich vegetarisch oder vegan ernähren steigt weiter, aber auch als “Allesesser” kann man sich klimabewusst und nachhaltig ernähren. Der bewusste Konsum ist dabei der Schlüssel. So wird die Nachfrage nach regionalen Fleisch- und Milchprodukten aus einer artgerechten Haltung immer höher. Prinzipiell gilt aber das Credo den Fleischkonsum so gut wie möglich zu verringern. In Deutschland ist die Fleischproduktion im 1. Halbjahr 2021 um 1,7 % gegenüber dem Vorjahr gesunken. Das mag sich vielleicht noch nach einer ausbaufähigen Zahl anhören, aber wir finden, dass der Trend in die richtige Richtung geht - getreu dem Blue Farm Motto “big things start small”.

 

3. Local Exotics
Klingt paradox, aber Local Exotics versprechen den Widerspruch zwischen tropischen Genussentdeckungen und einer regionalen Produktion/Landwirtschaft aufzulösen. Die Bedeutung für eine regionale Lebensmittelproduktion ist während der Corona-Pandemie gestiegen, doch während der Lockdowns auch die Sehnsucht nach exotischen Lebensmitteln. Mit dem regionalen Anbau von „Exoten“ wie Reis, Wasabi, Feigen, Ingwer oder Melonen soll dem Verbraucher eine große und exotische Lebensmittelvielfalt angeboten werden können - jedoch ohne lange Transportwege und hohen CO2-Ausstoß.
Innovative Anbaumethoden wie Indoor Farming oder Aquaponik machen das möglich. Aquaponik ist eine clevere Kombination von Aquakultur- und Hydroponik-Anlagen (ein System zur Aufzucht von Nutzpflanzen), die die Möglichkeit bieten, Gemüse und Fisch fast emissionsfrei zu produzieren.

 

4. Die neuen (alten) Superfoods, Clean Eating & Adaptogene

(Vital-)Pilze werden in der traditionellen chinesischen Medizin oder dem Ayurveda seit Jahrtausenden für ihre heilende Wirkung geschätzt und werden heute mit unter dem Begriff Adaptogene gefasst. Reishi, Shiitake, Chaga und Co. enthalten wichtige Mineralstoffe wie ​​Kalzium, Magnesium, Eisen und Zink. Darüber hinaus versorgen sie uns mit lebenswichtigen B-, A- und sogar D-Vitaminen, die unser Körper eigentlich nur mit Hilfe von Sonnenlicht produziert. Die Vitalpilze sollen dank ihrer besonderen Eigenschaften das Immunsystem stärken können und einen stabilisierenden Einfluss auf den menschlichen Organismus haben. So werden sie unter anderem zur Stressreduktion der Körperzellen eingesetzt, um den Stoffwechsel zu beruhigen. Die Pilze werden am häufigsten in Pulverform konsumiert und haben so auch ihren Weg in unsere Latte Mixes von Blue Farm gefunden. 

 

5. Die Weiterentwicklung von Plant based meat & Clean Label 
Ganz klar: Fleischalternativen sind super und enorm wichtig für einen nachhaltigen Lebensmittelkonsum der Zukunft. Doch schaut man auf die Zutatenliste der veganen Würstchen, entdeckt man häufig eine lange Zutatenliste. Dies kann Kunden abschrecken, die Bedenken haben, welche Inhaltsstoffe sie da genau zu sich nehmen. “Clean Eating” ist das Stichwort und durch das neue, geschärfte Bewusstsein für gesundheitliche Themen ist die Nachfrage nach entsprechenden Lebensmitteln weiter stark gestiegen. Ich gehe daher davon aus, dass wir immer mehr Startups sehen werden, die Fleischalternativen mit einer cleanen und kurzen Zutatenliste entwickeln. Ich denke auch, dass Fleischersatz auf Pilzbasis zukünftig eine größere Rolle spielen wird, da Pilze in ihrer molekularen Struktur Säugetieren näher stehen als Pflanzen. Somit sind in der Verarbeitung kürzere Zutatenlisten und weniger High-Tech-Tricks von Nöten, um realistische Fleischalternativen herzustellen.
Auch der Wandel zu Fleisch- (oder Milch-)ersatz in Pulverform ist ein enorm wichtiger Trend, den wir bei Blue Farm als erstes Unternehmen mit einem Haferdrink zum Selbermischen, mitbegründet haben. Durch das kleinere Packmaß und dem Weglassen von unnötigem Wasser können Logistikwege effizienter gestaltet und somit Emissionen eingespart werden. 

 

6. E-Food und Quick Commerce
Die digitale Vernetzung treibt auch den Strukturwandel des Ernährungssystems voran. Ich denke, dass "E-Food" das disruptive Potenzial hat, unser gesamtes Ernährungssystem nachhaltig zu verändern. Der Verkauf von Lebensmitteln über digitale Vertriebskanäle ist das eine. Daran hängt jedoch auch eine grundlegende digitale Vernetzung der Gastronomie mit der Lebensmittelproduktion, der Landwirtschaft sowie wir selber mitsamt unserem Koch- und Essverhalten. Ich denke, dass auch die neuen Trends im Quick Commerce-Bereich (Lebensmittel on demand nach Hause liefern lassen) unsere Lebensmittelindustrie zukünftig grundlegend umkrempeln werden.

 


Quellen:

https://www.zukunftsinstitut.de/artikel/food/food-trends-hanni-ruetzler/

https://www.destatis.de/DE/Presse/Pressemitteilungen/2021/08/PD21_388_413.html#:~:text=Fleischproduktion%20im%201.,gegen%C3%BCber%20Vorjahr%20gesunken%20%2D%20Statistisches%20Bundesamt

https://thespoon.tech/five-plant-based-meat-predictions-for-2022/

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